Chancen durch Digitalisierung & Industrie 4.0 für den deutschen Mittelstand

Die Digitalisierung verändert zunehmend die Geschäfts- und Arbeitsprozesse. In unserem Blogartikel „Digitalisierung – Fluch oder Segen?“ zeigten wir, dass die Digitalisierung für Unternehmen enorme Vorteile mit sich bringt. So vernetzen zum Beispiel digitale Prozesse Mitarbeiter miteinander, wodurch sie nachweislich produktiver arbeiten als Mitarbeiter, die vorwiegend papierbasiert arbeiten. Doch wie weit ist die Digitalisierung wirklich in Deutschland? Welche Chancen bringt sie gerade für den deutschen Mittelstand?

Industrie Quelle: Pexels

Digitalisierung & Industrie 4.0: In Deutschland beginnt ganz langsam der Umbruch

Unternehmer, Forscher und Politiker treiben unter dem Schlagwort Industrie 4.0 einen vielfältigen Wandel voran. Unter Industrie 4.0 wird die intelligente Vernetzung von Menschen, Maschinen und industriellen Prozessen verstanden. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung steht Deutschland ein Paradigmenwechsel bevor:

Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution.

Markus Glück, Professor für Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Hochschule Augsburg, fordert, dass sich Unternehmen für die Industrie 4.0 in vielen Schritten neu erfinden müssen. Auch die Bundesregierung hat die Bedeutung von Digitalisierung erkannt und stellt entsprechende Fördergelder. Großunternehmen wie Bosch, Siemens und Daimler sowie wenige größere mittelständische Unternehmen, z.B. Automatisierungsexperten, arbeiten intensiv an Industrie 4.0-Projekten.

Digitalisierung & Industrie 4.0: Der deutsche Mittelstand droht die Digitalisierung zu verschlafen

Bisher sind mittelständische Unternehmen und die Digitalisierung oftmals noch seltene Bekannte. Julia Böge von InterSearch Executive Consultants befürchtet:

Wird hier nicht umgehend ein kultureller Wandel eingeleitet,
muss das Projekt Industrie 4.0 im deutschen Mittelstand scheitern.“

Generell sei das Bewusstsein im deutschen Mittelstand für die Bedeutung der Digitalisierung schon hoch, stellt Dr. Christian Schröder fest. Er begleitet als Wissenschaftler im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn die Entwicklungen auf dem Gebiet „Digitalisierung – Industrie 4.0 – Innovationen im Mittelstand“. Dennoch reagiert der Mittelstand recht verhalten auf den momentanen Umbruch. Mittelständische Unternehmen bevorzugen für den Produktionsprozess IT-Lösungen mit einem hohen Reifegrad. Das Konzept Industrie 4.0 sei aber nun einmal recht neu, seine Thematik komplex und die jeweiligen technischen Anwendungsmöglichkeiten noch unübersichtlich (B2B-Magazin von „Wer liefert was“).

Auch sind die ökonomischen Vorteile für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft nicht klar und Vorbehalte, speziell bezüglich der Datensicherheit und des Implementierungsaufwands, sind (noch) nicht ausgeräumt.
Fakt ist: Der digitale Wandel ist bereits in vollem Gange und er verändert die Erfolgskriterien, gerade für kleine Betriebe. Glück warnt, dass daher vor allem kleine Mittelständler die Evolution der intelligenten Fertigung nicht verpassen dürfen. Denn der Wettbewerb schläft nicht! So wird in China massiv in die Verknüpfung von Maschinenbau- und IT-Kompetenz investiert, oder von der US-Regierung knapp zwei Milliarden Dollar in ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm zu „Advanced Manufacturing“ gesteckt (B2B-Magazin von „Wer liefert was“).

Weltweit hinkt der deutsche Mittelstand bei der Digitalisierung hinterher: So sind die Automatisierungssparten der internationalen Unternehmen mit fast 15 Prozent wesentlich profitabler als deutsche Mittelständler.

Massive Produktivitätsvorteile für den Mittelstand durch Digitalisierung & Industrie 4.0

Die Erhebung „Modernisierung der Produktion“ des VDI (Verein Deutscher Ingenieure), ausgewertet vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung mit der Hochschule Karlsruhe, demonstriert die Vorteile für alle Industrieunternehmen durch Digitalisierungstechnologien. Auffällig ist, dass größere Unternehmen digitale Technologien bis zu drei Mal öfter einsetzen als KMU. Vor allem die Bereiche Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten (Supply-Chain-Management) und Nutzung von Product Lifecycle Management-Systemen können durch Industrie 4.0 effektiver gestaltet werden, was bisher jedoch kaum umgesetzt wird.

Doch auch für KMU sind die Chancen durch Digitalisierung enorm: „Digitalisierung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung am Produktionsstandort Deutschland und ist kein Jobkiller“, so VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer. Für die Studie wurden die analysierten Digitalisierungstechnologien in drei Technologiefelder kategorisiert: Digitale Managementsysteme, drahtlose Mensch-Maschine-Kommunikation und vernetzte Systeme (CPS-nahe Prozesse).

Die Nutzung digitaler Technologien in der industriellen Produktion
führt zu Produktivitätsvorteilen in Milliardenhöhe.

Betriebe, die mindestens eine Digitalisierungstechnologie aus einem der drei Felder nutzen, haben ihre Arbeitsproduktivität um 15 Prozent erhöht im Vergleich zu denen, die keine der Technologien einsetzen. Unternehmen, die mindestens eine Digitalisierungstechnologie aus zwei oder drei der Felder eingeführt haben, erhöhten ihre Arbeitsproduktivität um 27 Prozent!

Ungeheuer fasst zusammen: „Wenn alle Industrieunternehmen in Deutschland mindestens eine Digitalisierungstechnologie aus zwei oder drei der analysierten Technologiefelder einsetzen, würden wir Produktivitätssteigerungen in Höhe von etwa 7,9 Milliarden Euro erzielen“.

Natürlich stellt die Einführung neuer digitaler Technologien zunächst einen beträchtlichen Investitionsaufwand für Unternehmen dar. Deswegen empfiehlt Prof. Dr. Steffen Kinkel, Hochschule Karlsruhe, dass KMU bei der Technologieeinführung fokussiert vorgehen sollten, um sich nicht zu übernehmen. Doch sind stabile Lösungen erst einmal eingerichtet, führen sie sehr wahrscheinlich zu einem nachhaltigen Produktivitätsvorsprung.

Neuer Nutzen durch Industrie 4.0

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts hat folgenden Nutzen durch Industrie 4.0 herausgestellt:

  • Digitale Individualisierung:
    z.B. zusätzlicher Nutzen über Produktoptionen und Dienstleistungen, die digital erzeugt und angeboten werden können
  • Flexibilisierung:
    z.B. schnellere Reaktionsmöglichkeiten auf Bedarfsschwankungen durch leichter anpassbare Produktionskapazitäten
  • Bedarfsorientierung:
    z.B. können Produkte und Dienstleistungen nach Umfang der Nutzung angeboten und produziert werden
  • Nachhaltigkeit:
    z.B. Ermöglichung einer kosten- und lastoptimierten Produktionsprogrammerstellung
  • Durchgängige Prozessorientierung:
    z.B. bessere Anschlussfähigkeit an die relevanten vor- oder nachgelagerten Geschäftsprozesse des Kunden
  • Automatisiertes Wissen & Lernen:
    z.B. Nutzung von Daten für selbstlernende, kontinuierliche Verbesserungen in der Produktnutzung
  • Kollaborationskompetenz:
    z.B. sicherere Überwindung von Schnittstellen zwischen Wertschöpfungspartnern
  • Produktivitätsoptimierung:
    z.B. wirtschaftliches Fertigen und Montieren von kleinsten Losen durch Echtzeit-Umrüsten
Interaktion von Menschen, Maschinen und Cloud in der intelligenten Fabrik © Fraunhofer IPA

Wie kann NETSYNO mittelständischen Unternehmen bei der Digitalisierung helfen?

Wir möchten mittelständischen Unternehmen unterstützen, sich der Herausforderung des digitalen Wandels zu stellen. Mit unserem Netzwerk aus starken Partnern aus Industrie und Forschung, unserem Know-how und unseren Projekten stehen wir Ihnen zur Seite, damit Sie sich mithilfe digitaler Technologien weiterhin nachhaltig positionieren können.

Eine Möglichkeit, die Produktivität von Industriebetrieben zu steigern, ist unser Projekt „Axelera“. Axelera ist eine Webapplikation, durch die der Customer Value Prozess, insbesondere der Entwicklungsprozess von Industrieunternehmen, erheblich vereinfacht wird. Damit werden die Kosten für die Entwicklung neuer Produkte reduziert, deren Markteintritt beschleunigt und Risiken minimiert.

Wenn Sie weitere Hintergrundinformationen zu unseren Industrie-4.0-Projekten erfahren möchten, oder an einem Austausch zu diesem Thema interessiert sind, freut sich Dominik Stober über (dst@netsyno.com, +49 (0) 721 466 5342) über Ihre Nachricht und Kontaktaufnahme.