Ende des vergangenen Monats (27.10.2015) hat das Europäische Parlament über grundsätzliche Prinzipien der Netzneutralität und Roaming im „Europäischen Binnenmarkt der elektronischen Kommunikation“ abgestimmt. Konkret bedeutet das, dass neue Regeln zur Steuerung des zunehmenden Datenverkehrs beschlossen wurden. Internetanbieter müssen weiterhin die verschiedene Arten von Internetverkehr im Prinzip gleich behandeln – allerdings wurden eine Reihe von Ausnahmen formuliert, durch diese Internetanbieter die Möglichkeit haben, bestimmte Daten zu drosseln, zu blockieren oder sogar zu bevorzugen.
Ein Artikel erschien den Badischen Neusten Nachrichten (BNN) am 21. November 2015 mit Statements von Jonathan Denner, Geschäftsführer von NETSYNO:
Artikel öffnen in lesbarer Größe: Kommt die Daten Maut? – Badische neuste Nachrichten am 21.11.2015
Weitere Stimmen aus der Karlsruher Gründerszene sind im Techtag-Blog zu lesen unter http://www.techtag.de/wort-zum-sonntech/netzneutralitaet-das-sagt-die-und-startup-szene/
Ein zusammenfassendes Statement dazu hier im Folgenden:
In der vergangenen Monat (27.10.2015) hat das Europäische Parlament über grundsätzliche Prinzipien der Netzneutralität und Roaming im „Europäischen Binnenmarkt der elektronischen Kommunikation“ abgestimmt. Konkret bedeutet das, dass neue Regeln zur Steuerung des zunehmenden Datenverkehrs beschlossen wurden. Internetanbieter müssen weiterhin die verschiedene Arten von Internetverkehr im Prinzip gleich behandeln – allerdings wurden eine Reihe von Ausnahmen formuliert, durch diese Internetanbieter die Möglichkeit haben, bestimmte Daten zu drosseln, zu blockieren oder sogar zu bevorzugen.
Für uns als Softwareunternehmen ist das Internet DIE zentrale Infrastruktur um Geschäfte durchzuführen, Projekt zu entwickeln und am Ende des Tages natürlich auch Services auszuliefern. Für unsere Kunden und unser Unternehmen ist der reibungslose Internetzugang wichtiger als der Zugang zu Strom und Wasser. Dank guter Laptopakkus und Wasserflaschen könnten wir 1 Tag ohne Strom und Wasser aber keine Minute ohne Internet arbeiten. Deshalb sehen wir in den Beschlüssen des EU-Parlaments eine kritische Einschränkung der Netzneutralität. Diese, für viele Unternehmen zentrale Infrastruktur mit einer Art Maut zu versehen, halten wir für stark innovationshemmend. Durch solche Sonderreglungen können wir uns zwar auf der einen Seite für Geld einen Vorsprung erkaufen, auf der anderen Seite sind wir oder unsere Kunden aber ohne die nötigen finanziellen Mittel mit einer weiteren Barriere konfrontiert, bevorwir ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt positionieren und etablieren können. Zudem wäre die Aufweichung der Netzneutralität ein klarer Nachteil für Software-Services made in Germany. Bei gleicher Qualität müsste für einen deutschen Service mehr bezahlt werden als für einen ausländischen Service, das ist schwer zu erklären. Ein Umzug kommt für uns natürlich nicht in Frage, da wir uns mit NETSYNO als Teil einer erfolgreichen Region sehen und hier in Karlsruhe stark verwurzelt sind. Aber das gilt nicht für den Großteil der IT Unternehmen. Wir sehen heute schon wie schnell ganze Unternehmen nach Köln oder Berlin ziehen, weil es dort gerade einfacher zu sein scheint an Gelder und Mitarbeiter zu kommen. Die gleichen Firmen sind genauso schnell in Budapest oder London, wenn es kaufmännisch Sinn macht.
Aber nicht nur aus Unternehmersicht sehen wir die neuen Regeln zur Steuerung des Datenverkehrs kritisch, sondern auch als Bürger unserer heutigen Informationsgesellschaft. Der Zugang zu Informationen und Bildung muss für alle Bevölkerungsschichten gleich sein und dazu gehört ein uneingeschränkter Zugriff auf Daten aus dem Internet. Es ist bereits heute eine Zumutung, dass der Internetzugang der Haushalte und Unternehmen nicht flächendeckend mit einer ausreichenden Bandbreite möglich ist. Es ist keine Lösung, die Anbieterseite ebenfalls künstlich zu drosseln.
Jonathan Denner, Geschäftsführer NETSYNO Software GmbH, 21.11.2015