Im Juli dieses Jahrs fanden in der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe die 2. Wissenschaftsgespräche des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale statt. Die Wissenschaftsgespräche sind eine Veranstaltungsreihe im Rahmen der Öffentlichen Wissenschaft des ZAK in Kooperation mit der Baden-Württemberg Stiftung. Ihr Ziel ist es, die öffentliche Diskussion zu aktuellen Forschungsfragestellungen im Dialog mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranzubringen. In Impulsvorträgen nehmen Experten Stellung zu aktuellen Forschungsfragen und diskutieren diese anschließend auf dem Podium.
Die diesjährigen Wissenschaftsgespräche fanden unter dem Titel „Digitalisierung – Meinungsbildung in der digitalen Welt“ statt. Ein Thema, dass uns natürlich auch bei NETSYNO beschäftigt. Das ZAK ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität, an der viele von uns selbst studiert haben und mit der wir bis heute auf besondere Art und Weise verbunden sind – nicht nur als Alma Mater, sondern auch durch intensiven Austausch in der Forschung und Gründerberatung.
Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßten Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, und Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK, die Gäste mit einer kleinen Einführung in das Thema.
Prof. Dr. Dirk Lewandowski, der als Professor für Information Research & Information Retrieval an der HAW Hamburg tätig ist, hielt einen Impulsvortrag über Suchmaschinen und die Google-Gesellschaft. Das Google keine neutrale Suchmaschine ist, sondern die Suchergebnisse den Usern anpasst, dürfte den Meisten bekannt sein. Wie genau allerdings Suchergebnisse verzerrt werden, führt Lewandowski eindrucksvoll mit ein paar Beispielen vor.
Dr. Peter Matuschek, der Leiter Sozial-, Politik-, Medien- und Meinungsforschung bei forsa Berlin arbeitet, sprach in seinem Impulsvortrag über Realität, Fake, Off- und Online-Verzerrungen. Das Phänomen Fakenews ist vielen ein Begriff. Was wir dabei allerdings ausblenden: Auch die Berichterstattung etablierter Medien wie Fernsehen und Print, ist nicht immer neutral.
Gökay Sofuoğlu, der als Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland / Almanya Türk Toplumu tätig ist, sprach in seinem Impulsvortrag über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die türkische Gemeinde in Deutschland. Spannend war dabei vor allem der Aspekt, wie die Berichterstattung in Deutschland, beispielsweise über Erdogan, auch das deutsch-türkische Verhältnis beeinflusst. Zudem führte Sofuoğlu seinen Zuhörern noch einmal vor Augen, mit welcher Präsenz manche Themen und Ereignisse in den Medien behandelt werden und dadurch nicht nur andere wichtige Themen verdrängen, sondern vor allem unsere Wahrnehmung der Realität verzerren.
Digitale Medien prägen in zunehmenden Maß die Kommunikation und damit den Diskurs in unserer Gesellschaft. Internet-Portale, Suchmaschinen und soziale Medien wirken auf die öffentliche Meinung in bisher unbekannter Weise ein und treiben die „traditionellen“ Medien vor sich her. Wie gehen wir im Internetzeitalter mit Informationen um und wie bewerten wir sie? Wie ist es um das Vertrauen in die Medien bestellt? Wie können wir wohlbedachte Entscheidungen auf einer verlässlichen Informationsgrundlage treffen? Auf welche Art und Weise können Bürgerinnen und Bürger selbstbestimmt im demokratischen Prozess mitwirken? Und welche kulturellen Unterscheide spielen dabei eine Rolle? Genau das waren die Fragen und Themen in der Podiumsdiskussion, die nach den Impulsvorträgen folgte.
Was nehmen wir aus den Vorträgen und Diskussionen mit? Vor allem das Bewusstsein, dass mit Pauschalisierungen niemandem geholfen ist. Die Digitalisierung und vor allem auch die digitale Berichterstattung, bringt eine Vielzahl von Vorteilen, aber auch Nachteilen mit sich. Am Ende liegt es in unserer Verantwortung, wie wir mit Medien, Informationen und digitalen Entwicklungen verantwortungsbewusst umgehen. Deshalb begrüßen wir Veranstaltungen wie die Wissenschaftsgespräche des ZAK, die ihren Teil dazu beitragen, dass wir als mündige Bürger lernen, intelligent und differenziert mit den Angeboten und Phänomenen der neuen digitalen Welt umgehen.