Die MOSAIK-Partner: Robert Bosch GmbH

MOSAIK heißt das am 1. Mai 2019 gestartete Projekt, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich „Konstruktionsprinzipien und Laufzeitmethodik für dynamische IT-Systeme“ gefördert wird. Das über drei Jahre laufende interdisziplinäre Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Methoden der Selbstorganisation zu erforschen, um Szenarien im Internet der Dinge (IoT) dezentralisiert umsetzen zu können. 

In der Blogserie “Die MOSAIK-Partner” werden alle Projektpartner vorgestellt, die am MOSAIK-Projekt mitarbeiten. Das MOSAIK-Konsortium besteht aus einem interdisziplinären Team, dessen Hintergründe mit dieser Interviewreihe näher beleuchten werden sollen. Heute stellen wir die Robert Bosch GmbH vor.


Die Robert Bosch GmbH ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen. Die Aktivitäten gliedern sich in die Unternehmensbereiche Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology. Der Zentralbereich Corporate Research bündelt die unternehmensweiten Forschungsaktivitäten von Bosch und arbeitet eng mit den verschiedenen Geschäftsbereichen zusammen. Als Teil der zentralen Forschung und Vorausentwicklung beschäftigt sich die Abteilung CR/APA mit dem Thema IT- und Steuerungstechnik für Fertigungseinrichtungen. Ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt liegt derzeit auf intelligenten, vernetzten und wandelbaren Produktionseinrichtungen für Industrie 4.0 sowie den dafür notwendigen Technologien. In diesem Kontext ist CR/APA derzeit an mehreren national und EU geförderten Projekten beteiligt

Herr Ewert, Sie sind Research Engineer bei Bosch. Wie würden Sie einem Außenstehenden Ihre Arbeit beschreiben?

Als Research Engineer in der Vorausentwicklung (Corporate Research) beschäftige ich mich mit aufkommenden Methoden und Technologien, die für Bosch’s zukünftige Produkte und die eigene Produktion interessant sein können, insbesondere in der Produktionstechnik und meinem Fachgebiet Machine-to-machine communication. Als technischer Leiter unseres Forschungsdemonstrators auf der ARENA2036 bin ich besonders daran interessiert, diese neuen Technologien greifbar zu machen und praktisch in unseren Demonstrator zu integrieren.

Was ist die ARENA2036 und welche Ziele verfolgen Sie damit?

Arena2036 ist ein gemeinsames Unterfangen von ca. 40 Partnern aus Industrie und Forschung. Ziel ist es schneller gemeinsam zu forschen. In einer sich immer schneller entwickelten Welt macht es zunehmend weniger Sinn, für sich alleine “im Keller” zu forschen, da man so schnell Gefahr droht, abgehängt zu werden oder am Markt vorbei zu entwickeln. Auf der ARENA können wir zum einen einfach mit anderen Partnern kooperieren, was besonders bei den Themenstellungen im Bereich Industrie 4.0 Sinn macht, zum anderen können wir aber auch sehr früh Feedback zu unseren Entwicklungen bekommen und so schneller Marktbedürfnisse erkennen und adressieren.

Was war der Anreiz für Sie an dem MOSAIK Projekt teilzunehmen?

Für uns als Vorausentwicklung ist es wichtig, schnell umsetzbare Lösungen anzuschauen, sich aber auch mit sogenannten “moon shots” zu beschäftigen, also Ansätzen, die sich evtl. noch nicht unmittelbar einsetzen lassen, aber großes Potenzial versprechen. MOSAIK zählt klar zur letzteren Kategorie. Konzepte wie Stigmergie und Affordanz lassen sich zur Zeit noch nicht 1:1 auf den Shopfloor im Feuerbacher Werk einsetzen, wenn wir es aber so schaffen, die zukünftige Fertigung flexibler und robuster zu gestalten, ergibt sich für uns ein großer Mehrwert.

Ziel des Projekts ist es, Methoden der Selbstorganisation zu erforschen, um Szenarien im Internet der Dinge (IoT) dezentralisiert umsetzen zu können. Was bedeutet für Sie “Selbstorganisation”?

Selbstorganisation ist für mich die Befähigung der Agenten eines Systems zu einem autonomen Handeln, so dass die Handlungen des einzelnen auf das globale Gesamtziel des Systems einzahlen. Selbstorganisation adressiert dabei im Besonderen die Art und Weise in der die einzelnen Agenten sich untereinander koordinieren, miteinander verhandeln und kommunizieren, um die gestellte Aufgabe umzusetzen.

Welche Rolle hat Bosch innerhalb des MOSAIK Projekts und welchen Mehrwert sehen Sie für Ihre Forschungstätigkeiten?

Wir sind Applikationspartner. Das heißt, wir stellen den Use Case, an dem die anderen Partner sich die Zähne ausbeißen dürfen. Besonders schön: Die erarbeitete Lösung wird direkt in unseren Demonstrator auf der ARENA2036 implementiert werden. So werden die Projektergebnisse direkt sichtbar und praktisch evaluierbar.

Wie unterscheidet sich die Forschungsarbeit in einem Unternehmen von der Forschungsarbeit an einer Universität oder vergleichbaren Forschungseinrichtungen?

Ziel eines Unternehmens ist es letztendlich immer, Gewinne zu erwirtschaften. Forschung steht daher immer unter dem Gesichtspunkt, Produkte oder die eigenen Prozesse zu verbessern oder aber zukünftige Produktentwicklungen zu ermöglichen. Ein Großunternehmen wie Bosch hat natürlich einen längeren Atem als kleinere Unternehmen und kann so auch in nicht unmittelbar wirkende Aktivitäten investieren, letzendlich muss sich Industrieforschung aber immer rechnen. Akademische Forschungspartner unterliegen diesem Druck zwar auch, indem sie ihre Forschung auch immer rechtfertigen müssen, hier zählt aber auch schon mal der reine Erkenntnisgewinn, bzw. die Weiterentwicklung eines Forschungsthema ohne unmittelbare Verwertungsmöglichkeit.


Das Interview ist zuerst auf der Webseite des MOSAIK Projekts veröffentlicht worden unter https://mosaikprojekt.de/2020/05/28/die-mosaik-partner-robert-bosch-gmbh/#more-309