Anlässlich des Wissenschaftsjahres 2019 „Künstliche Intelligenz“ widmeten sich im Colloquium Fundamentale des ZAK Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Publizistik und Politik aktuellen Fragen zur Entwicklung der KI-Technologien.
Die Künstliche Intelligenz hat zunächst die menschliche oder tierische Intelligenz als Referenz und versucht, sie in bestimmten Aspekten abzubilden. Sie kann zudem anstreben, von der menschlichen oder tierischen Intelligenz abzuweichen, etwa indem sie mit ihren Systemen die Probleme anders löst. Die Maschinenethik widmet sich der maschinellen Moral, bringt sie hervor und untersucht sie.
Prof. Dr. Oliver Bendel ist Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Bendel hat Philosophie und Germanistik studiert und untersucht das Verhältnis zwischen Mensch bzw. Tier und Maschine. Er fragt danach, wie die Maschine der Gegenwart und Zukunft beschaffen sein soll. Die Risiken und Chancen autonomer Maschinen kann man nicht pauschal beurteilen, sondern nur mit Blick auf bestimmte Anwendungsbereiche. Eine Möglichkeit ist es, Produkte und Prototypen zu beschreiben, ethische Fragen aufzuwerfen und diese mit Hilfe ethischer Begriffe und Methoden zu beantworten. Dazu geht Bendel in seinem Vortrag auf verschiedene Beispiele aus der Praxis ein und zeigt die verschiedenen Fragen der unterschiedlichen Disziplinen auf.
So wurde beispielsweise ein Staubsaugerroboter namens Lady Bird entwickelt, der so programmiert war, dass er keine Tiere tötet indem er keine Insekten einsaugt. Das wirft eine Reihe von Fragen auf. Nicht nur, was mit den gesammelten Daten passiert, sondern auch, ob man diese Moraleinstellungen beispielsweise verändern darf. Sollte man ein Produkt wie den tierschützenden Staubsauger mit einer Art Moralregler versehen, sodass Menschen mit Angst vor Spinnen einstellen können, dass diese weggesaugt werden?
Grundsätzlich ist es Bendel wichtig, zwischen den Begriffen der Informationsethik und der Maschinenethik zu unterscheiden. Die Informationsethik hat die Moral (in) der Informationsgesellschaft zum Gegenstand. Als Reflexionsdisziplin untersucht sie die Chancen und Risiken eines Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien. Andere Bereichsethiken sind z.B. die Medizinethik und die Wirtschaftsethik.
Die Maschinenethik hingegen hat die Moral von (teil-)autonomen Maschinen zum Gegenstand; sie ist nicht nur Reflexions-, sondern auch Gestaltungsdisziplin und arbeitet mit KI und Robotik zusammen. Das heißt hier wird in der Philosophie nicht mehr nur reflektiert, sondern aktiv neu gestaltet, was der Disziplin ganz neue Handlungsfelder eröffnet.
Wer noch ein bisschen mehr darüber lesen möchte, warum IT und Ethik zusammen gedacht werden sollten, der wird in dem Artikel “Ethik und Künstliche Intelligenz – Ethische Fragestellungen der Gestaltung und Anwendung von KI-basierten Systemen” aktuelle Reflexionen dazu finden.
Das Colloquium Fundamentale des KIT bietet jedes Semester ein neues Thema, zu dem interessante und namhafte Gäste referieren. Mehr Informationen sowie das jeweilige Semesterprogramm finden sich auf http://www.zak.kit.edu/colloquium_fundamentale.
Weitere Infos zu dieser Artikelserie und allen Blogbeiträgen finden sich in „Künstlich aber real – Die stille Revolution der KI-Technologien„.
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Gianna Reich
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